Optische Telegraphie in Preussen 1832 - 1852

Station 61    Schloss Koblenz  
Auf der alten Postkarte von 1836 ist links oben auf dem südlichen Schlossflügel der Telegraph zu erkennen. Hier war die letzte Station der preußischen Telegraphenlinie der Rheinprovinzen. Das telegraphische Expeditionsbüro und die Verwaltung der westlichen Teile der Telegraphenlinie für die Stationen 55 bis 61 waren auch im Schloss untergebracht.

Postkarte, Schloss Koblenz
Das Schloss Koblenz und die Festung Ehrenbreitstein (rechts), Ölgemälde von A. Witthoff, 1836, Postmuseumskarte Frankfurt

Der Verantwortungsbereich der Oberinspektion II umfasste 33 Stationen. Vom Hof aus führte eine gesonderte Treppe zur Telegraphenstation. Einige Stuben, Kammern und Küchen waren für die Bediensteten ebenfalls im Schloss vorhanden.
Nach 1852 mit der Einführung der elektromagnetischen Telegraphie blieb die Station noch zwei Jahre in Betrieb. Danach wurde das Stadthaus von Ehrenbreitstein zum Endpunkt bestimmt.
Im Dachstuhl des südflügels, Schloss Koblenz

Im Dachstuhl des Südturms führt heute eine steile Treppe auf das Dach.
Die Zwischenetage wurde wahrscheinlich nach der Zerstörung im II. Weltkrieg entfernt.
Vorstellbar ist, dass die Telegraphisten unterhalb des Daches ihren Arbeitsbereich hatten und hier die Stellebenen am Mast bedienten.

Blick vom Dach Schloss Koblenz zur Station 60

Blick vom Dach des Schlosses auf die gegenüberliegende Station 60

Geschichte: Kurfürst Clemens Wenzeslaus war der erste Kurfürst, der die ehemalige Residenzstadt Ehrenbreitstein verließ und das Rheinufer wechselte. Von 1777 bis 1786 ließ er das Kurfürstliche Schloss im Stil des französischen Klassizismus errichten. Infolge der französischen Revolution musste der Kurfürst 1792 erstmalig vor den französischen Truppen fliehen, ein paar Jahre später verließ er Koblenz für immer. In den Jahren 1850 bis 1858 amtierte hier als preußischer Militärgouverneur für die Rheinprovinz und die Provinz Westfalen Prinz Wilhelm, der spätere Kaiser Wilhelm I. mit seiner Gattin Augusta. Sie besuchte später alljährlich das Schloss und die Stadt Koblenz, ihr „rheinisches Potsdam“.

Von 1823 bis 1842 war das Kurfürstliche Schloss Sitz verschiedener preußischer Behörden und Gerichte. Im Erdgeschoss war bis 1911 der Amtssitz des Oberpräsidenten der preußischen Rheinprovinz, der danach in das neben dem Schloss neu erbaute Oberpräsidium umzog.

Im Kopf des südlichen Flügels befand sich bis 1918 die Hauptwache der Stadt Koblenz. 1944 wurde das Kurfürstliche Schloss im II. Weltkrieg bis auf die Außenmauern zerstört, in den Jahren 1950/51 wieder aufgebaut.

Zur Bundesgartenschau 2011 wurde der Mittelteil des Kurfürstlichen Schlosses saniert, auf der zum Rhein gelegenen Seite wurde nach historischem Vorbild ein prachtvoller Schlossgarten angelegt. Mit der Seilbahn - die zur BUGA gebaut worden ist - gleiten die Besucher auch im Jahr 2014 leicht schaukelnd über den Rhein zur anderen Seite.


Der Mittelteil des Schlosses wird heute für Kongresse und manchmal auch für Trauungen genutzt.

      www.koblenz-kongress.de/